4:00
Es ist vier Uhr morgens und ich werde wieder mal von einem eigenartigen Geräusch geweckt. Das ist schon öfter passiert – ich dachte eigentlich, ich hätte mich längst an den Lärm hier gewöhnt.
Jede Nacht bellen draußen etliche Hunde um die Wette. Vögel, die erst nach Sonnenuntergang wach werden, krächzen durch bis zum Morgen. Und Tico-Jungs knattern mit Mofas und Autos ohne Auspuff durch die Straße. Am schlimmsten sind aber die Hähne. Keine Ahnung, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass Hähne erst im Morgengrauen krähen – hier geht’s ab zwei Uhr los. Und es ist nicht übertrieben: Mindestens ein Dutzend Hähne läuft direkt vor unserem Haus rum.
4:05
Aber dieses Geräusch kommt nicht von draußen – sondern aus meinem Zimmer.
So ganz allein ist man hier nie. Überall krabbelt was: Ameisen, Käfer, Silberfische – im Bad, in der Dusche, im Zimmer. Öffne ich die Türen meines Nachttischs, flieht alles, was Beine hat, ins Dunkel. Ich vermute, deshalb stehen alle Betten hier nie ganz an der Wand.
Ich hab mal im „Neon – Unnützes Wissen“ gelesen, dass man im Leben durchschnittlich 70 Insekten und 10 Spinnen im Schlaf isst. (Warum kann ich mir so einen Quatsch merken, aber keine Spanisch-Vokabeln?) Ich arbeite jedenfalls fleißig an dieser Statistik.
Normalerweise stört mich das alles nicht. Selbst der Küchen-Gecko gehört schon zur Familie. Aber diesmal ist es anders – laut genug, um mich zu wecken.
4:07
Ich öffne die Augen – und da ist es: Etwas Schwarzes huscht in Matratzenhöhe an der Wand entlang. Yikes! Größer als das übliche Krabbelzeug. Ich kann nicht mehr schlafen.
Ich schalte das Licht an und sehe gerade noch, wie zwei unangenehm große Kakerlaken hinter dem Türrahmen und in meinen Einbauschrank verschwinden.
Ich greife zum Schuh und stürme los. Kein schlechtes Versteck, du fettes Teil – aber auch nicht gut genug. Ich schlage zu. Sie fällt von der Wand – bewegt sich aber noch. Ich haue nochmal drauf. Und nochmal. Und nochmal. Bis sie sich wirklich nicht mehr rührt.
Ganz schön zäh, die Viecher.
Die zweite finde ich nicht mehr. Ich gebe auf, lege mich wieder hin und schlafe noch zwei, drei Stunden.
3. Februar
5:30
Am Abend vorher habe ich noch gelesen und danach mein iPad auf die Hülle neben mein Bett gelegt. Jetzt früh will ich’s einpacken – da springt mir Kakerlake Nummer zwei entgegen.
Leider ist sie zu schnell. Und ich hab keine Zeit für eine Jagd – um sechs beginnt der Surfkurs. Du hast diese Schlacht gewonnen. Aber der Krieg ist noch nicht vorbei.
Und jeder gute Erzfeind braucht einen Namen.
Ab sofort heißt sie: Don Gordo.
Don Gordo – we will meet again.