18:00
Der Unterricht war super heute – aber auch verdammt anstrengend. Ich freu mich riesig aufs Abendessen. Meine Gastmama kocht jeden Abend für mich. Und macht mir morgens Frühstück. Das allein ist Grund genug, bei einer Gastfamilie zu wohnen statt in der Schule selbst kochen zu müssen.
Normalerweise läuft es so ab: Ich komme nach Hause, rufe „Juhu“, um alle zu begrüßen und frage, wie ihr Tag war. Dann springen mir die Jungs auf den Rücken und Inés fragt, ob ich großen oder kleinen Hunger habe. Ich gehe jeden Tag surfen, also sage ich jeden Tag: „Tengo mucho hambre.“ Und dann gibt’s leckeres, gesundes Essen.
Heute ist es anders. Inés ist ganz aufgeregt, fragt, ob alles okay ist, ob es mir gut geht. „Daniel, ¡el terremoto fue terrible! ¡Terrible, Daniel!“
Ich hab keinen Schimmer, wovon sie redet. Also hole ich mein Wörterbuch und schlage „terremoto“ nach.
Oha. Es gab ein Erdbeben – vor ein paar Stunden. Und nicht irgendeins: Stärke 5. Das wirft zwar keine Häuser um, aber wohl stark genug, dass es in den Küchenschränken ordentlich gerappelt hat.
Ich kann euch sagen, wo man davon nichts mitkriegt: auf dem Ozean. Ich stand zu der Zeit auf dem Surfbrett. Und hab … nichts gemerkt.
An meinem allerersten Tag hat mir Inés erklärt, dass ich nachts die Haustür nicht abschließen darf – damit man im Falle eines Erdbebens schnell rauskommt.
Das macht jetzt plötzlich sehr viel Sinn.