6:45
Ich bin mit ein paar Freunden auf dem Weg nach Manuel Antonio. Das ist ein kleiner Nationalpark, ein bis zwei Stunden südlich von Jacó – je nachdem, wie man versucht runterzukommen. Laut Fahrplan fährt der Bus um 7 Uhr. Aber wir haben schon gelernt: „Unpünktlichkeit“ kann hier auch heißen, dass der Bus einfach mal 20 Minuten früher kommt.
Zum Glück sind wir früh dran. Um 6:45 Uhr stehen wir im Bus. Ja, stehen. Der Bus ist rappelvoll, und es sieht ganz so aus, als müssten wir die zwei Stunden komplett im Stehen überstehen. Zwar hält er gefühlt alle 200 Meter, aber irgendwie steigen immer nur neue Leute ein – und niemand aus.
7:15
Endlich! Eine Mutter mit Tochter steigt aus. Zwei Plätze werden frei. Aber keiner setzt sich. Komisch. Bis ich checke: Das Kind (nicht mehr Baby, sondern so 7–8 Jahre alt) hat schön einmal quer über den Sitz gekotzt. Lecker. Dann doch lieber weiter stehen.
12:00
Der Park ist fantastisch. Unser Guide Lenny entdeckt Tiere mit bloßem Auge, die wir selbst durchs Fernglas kaum sehen. Schlaffrösche, Faultiere in Baumkronen, Heuschrecken beim Sex, Brüllaffen, die uns ihre Kronjuwelen präsentieren – alles dabei.
Zum Abschluss wollen wir an einem traumhaften Strand baden – doch der ist gesperrt. Ein Krokodil ist am Strand. Offenbar passiert das hier öfter. Die Lösung: Alle Leute gehen einfach 50 Meter weiter auf die andere Seite der kleinen Halbinsel. Warum das sicherer sein soll? Keine Ahnung. Das Krokodil wird wohl kaum an einem imaginären Strandende stoppen oder auf Umwege verzichten. Aber hey, die werden schon wissen, was sie tun.
12:30
Nach einer halben Stunde Plantschen komme ich aus dem Wasser, um mich nochmal einzucremen. Ich hatte vorher ein paar Sachen aus meinem Rucksack gelegt – unter anderem eine Tüte mit Bananen. Die hab ich nachher nicht wieder eingepackt.
Kaum drehe ich mich Richtung Meer, zeigen meine Freunde hinter mich – und lachen sich kaputt. Ich überlege kurz, ob ich irgendwas Peinliches gemacht habe. Aber dann checke ich: Sie zeigen gar nicht auf mich, sondern auf das Spektakel hinter mir.
Eine kleine Horde Waschbären ist aus dem Wald gestürmt – Ziel: meine Bananen. Wir versuchen, sie zu vertreiben. Schmeißen Steine in ihre Nähe, fuchteln wild mit Ästen – aber die lassen sich nicht beeindrucken. Offenbar kennen die das Spiel mit den Touris schon.
Womit sie aber nicht gerechnet haben: Gefahr von oben. In dem Moment, in dem sie kurz die Bananen loslassen, kommt ein Kapuzineraffe, schnappt sich die Tüte – und klettert damit blitzschnell auf einen Baum. Game over.
Die Tiere sind wie auf Plastiktüten trainiert. Sie wissen ganz genau, wo wir unser Essen verstecken. Kurz darauf wimmelt es nur so von Affen, die anderen Touristen die Tüten klauen – mit ziemlich hoher Erfolgsquote.
13:30
Ich habe Hunger. Aber keine Bananen mehr.