Als ich vor ein paar Jahren in Kanada gewohnt habe, war es in Toronto wochenlang -30 Grad. In meinem Blog schrieb ich damals: "Scheiß die Wand an, ist das kalt!" Beim nächsten Telefonat meinte meine Mutter, das sei kein angemessener Ausdruck – wer weiß, wer das alles liest. Also versuche ich es heute mit weniger vulgären Worten:
In Jacó ist es so heiß, dass ich am liebsten 3-4 Mal am Tag mein T-Shirt wechseln würde.
In Jacó ist es so heiß, dass selbst die Einheimischen stöhnen: "Heute ist es aber wirklich besonders heiß."
In Jacó ist es so heiß, dass ich noch nie Schuhe anhatte. Stattdessen hab ich mir beim Barfußlaufen schon ein paar Mal die Fußsohlen verbrannt.
In Jacó ist es so heiß, dass selbst dunkeläugige Locals sich dick mit Sonnencreme SF 50+ einreiben, wenn sie mittags surfen gehen.
In Jacó ist es so heiß, dass selbst ich mich bei zwei Kugeln Eis beeilen muss, bevor alles wegläuft.
In Jacó ist es so heiß, dass zwischen 11 und 15 Uhr niemand auf dem trockenen Teil des Strandes liegt, sondern alle hektisch zwischen Palmenschatten und nassem Sand hin und her flitzen.
Wenn mich jemand fragt, wie weit ich von der Schule weg wohne, sage ich: "10 bis 15 Minuten, je nach Temperatur." Die meisten schmunzeln und nicken. Stimmt. Das macht wirklich einen Unterschied.
Morgens wird es ab halb acht unangenehm. Und so bleibt es bis etwa 16 Uhr.
12:15
Normalerweise bleibe ich nach dem Frühstück bis zum Abendessen weg. Aber heute habe ich mein Handtuch vergessen. Nach dem Spanischkurs laufe ich nochmal nach Hause. Es ist kurz nach Mittag, und die Sonne brennt. Nach 100 Metern rinnt mir der Schweiß quer übers Gesicht. So pflegeleicht meine Glatze auch ist: Ein paar Haare, die den Schweiß auffangen, wären gerade echt nett.
Nach weiteren 200-300 Metern laufen mir kleine Tropfen die Beine runter. Besonders "angenehm", wenn der Schweiß über den Rücken in die Hose kriecht. Herrlich. Nicht.
Immerhin: Alle sind hier verschwitzt. Keiner muss sich schämen.
12:25
Der nachts so angenehme 10-Minuten-Spaziergang fühlt sich mittags wie eine 15-Minuten-Wanderung durch die Hölle an. Ich bin komplett nassgeschwitzt, alles klebt, und ich denke nur noch an unsere eiskalte Dusche. (Ja, seit zwei Monaten kein warmes Wasser mehr. Aber bei den Temperaturen vermisse ich das nicht.)
12:30
Zuhause angekommen schnappe ich mir mein Handtuch, schmeiße die nassen Klamotten in die Ecke und springe unter die Dusche. Ich dreh den Hahn auf, bereit für den eiskalten Wasserstrahl mitten ins Gesicht – und nichts passiert. Kein Wasser.
Ich dreh an allen drei Wasserhähnen, aber es kommt nix. Ich habe sowieso nie verstanden, warum wir drei Hähne haben – alle machen das Gleiche: kaltes Wasser an oder aus. Jetzt machen sie gar nichts. Hier fällt eben ab und zu mal Strom oder Wasser aus. Oder beides.
12:35
Ich komme pitschnass aus der Dusche. Aber irgendwie nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Frisches T-Shirt anziehen? Fühlt sich falsch an. Das nasse aus der Ecke? Auf gar keinen Fall. Ich packe das Handtuch in den Rucksack und gehe wieder Richtung Schule.
12:38
Keine drei Minuten später denke ich: Hätte auch gleich das alte T-Shirt anlassen können. Macht eh keinen Unterschied mehr.
Okay. Jetzt reicht’s. Nach dem Surfkurs gehe ich in die Stadt. Ich kauf mir ärmellose T-Shirts!